21.06.2008

Das EM-Tagebuch - Tag 8 - 12

Leider kam ich in den letzten paar Tagen nicht zum Bloggen, deshalb heute ein etwas ausführlicherer Tagebucheintrag

Samstag, 14. Juni 2008
Es war wieder ein Tag der Entscheidungen: Spanien stand nach dem Last-Minute-Sieg gegen Schweden als Viertelfinalist und Gruppensieger fest, während Titelverteidiger Griechenland 0:1 gegen Russland verlor und bereits ausgeschieden war.

Es war erneut David Villa, der für Spanien die drei Punkte sicherte. Als alles schon mit einem Unentschieden rechnete, erzielte der Mann vom FC Valencia in der zweiten Minuten der Nachspielzeit das Siegtor, gleichzeitig sein vierter Treffer im zweiten Spiel.

0:1 ist ein knappes Ergebnis. Aber dennoch hatte man kaum den Eindruck, dass Griechenland gegen Russland ein Tor gelingen würde. Die alternde Mannschaft, die zu Großteilen noch aus den Europameistern von 2004 in Portugal bestand, kam mit ihrem veralteten System und ihrer defensiven Einstellung kaum zu Einschussmöglichkeiten. Dass der Mannschaft die Titelverteidigung nicht gelingen würde, war vorher eigentlich jedem klar gewesen. Dass man aber derart schwach agieren würde und nach zwei Spielen als einziges Team nicht ein einziges Tor erzielt haben würde, war dann doch nicht zu erwarten gewesen.

Sonntag, 15. Juni 2008
Vor dem letzten Spieltag in Gruppe A stand Portugal bereits als Gruppensieger fest, während Gastgeber Schweiz keine Chance mehr auf das Weiterkommen hatte.

Um die Stars für das Viertelfinale zu schonen, bot Trainer Scolari eine B-Elf auf, die jedoch trotzdem eine hervorragende Leistung zeigte. Zwar gewannen die Eidgenossen das Spiel durch zwei Tore von Hakan Yakin mit 2:0 und machten dem scheidenden Trainer Jakob Kühn damit ein Abschiedsgeschenk, doch auch die Iberer mischten ordentlich mit und hatten einige Chancen. Unvergessen auch die "Überkreuzflanke" eines spanischen Akteurs.

Türkei oder Tschechien. So hießen die Kandidaten für den zweiten Platz in dieser Gruppe. Tschechien ging durch Koller (34.) und Plasil (62.) mit zwei Toren in Führung und sah bis fünfzehn Minuten vor dem Ende bereits wie der sichere Sieger aus. Aber wie schon im Spiel gegen die Schweiz bewies die Elf von Fatih Terim große Moral. Nach dem Anschlusstreffer von Arda in der 75. Minute drückte die Türkei weiter auf das Tor von Petr Cech,zunächst ohne Erfolg. Als es so aussah, als sollte Tschechien doch das Viertelfinale erreichen, sorgte der 29-jährige Kapitän der Türken, Nihat Kahveci mit einem Doppelschlag (87., 89.) zunächst für den Ausgleich (der am Ende ein Elfmeterschießen bedeutet hätte, da beide Teams punkt- und torgleich gewesen wären) und kurz danach für den nicht mehr für möglich gehaltenen Siegtreffer. In der Nachspielzeit gab es noch einen Platzverweis für den türkischen Torhüter Volkan Demirel, der Jan Koller zu Boden stieß und dafür später von der UEFA mit zwei Spielen Sperre belegt wurde.

Montag, 16. Juni 2008
30 Jahre nach der in den letzten Wochen viel zitierten "Schmach von Cordoba" kam es wieder zu einem "Endspiel" zwischen Deutschland und Österreich. Österreich besaß noch die Chance aufs Weiterkommen, musste dafür jedoch gegen Deutschland gewinnen und auf einen gleichzeitigen Sieg der Kroaten gegen die Polen hoffen. Der Elf von Joachim Löw reichte bereits ein Unentschieden zum Einzug ins Viertelfinale.

Es entwickelte sich ein nervöses Geduldsspiel. Für den ersten Paukenschlag sorgten die Offiziellen, die beide Trainer auf die Tribüne verbannten. Man fragte sich, warum. Angeblich hätten sie sich gegenseitig angeschrieen und den Vierten Offiziellen beleidigt. Beide wurden im Nachhinein noch für ein Spiel gesperrt, was angesichts des unruhigen Verhaltens von Trainern wie Slaven Bilic oder Fatih Terim lächerlich erscheint.
Das Spiel gewannen am Ende die Deutschen durch einen genialen Freistoss von Michael Ballack. Österreich kam ein paar Mal durchaus aussichtsreich in die Nähe des Tores von Jens Lehmann, zu wirklich hochkarätigen Torchancen reichte es jedoch nicht.
Damit war auch der zweite Gastgeber bereits in der Vorrunde ausgeschieden.

Das zweite Spiel des Abends hatte keinen wirklichen dramaturgischen Wert, der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Kroatien überlegen spielte und gegen Polen mit 1:0 gewann.

Dienstag, 17. Juni 2008
Der letzte Spieltag in der Gruppe C stand an. Und es war noch fast alles drin.
Holland hatte die ersten beide Spiele überragend agiert und stand als Gruppensieger fest. Die Konstellation dahinter bot einige mögliche Varianten: Holland spielte gegen Rumänien, Frankreich traf auf Italien.
Bei einem Sieg Rumäniens gegen die Niederländer wäre das andere Spiel zur Bedeutungslosigkeit verkommen, da sich Rumänien damit den zweiten Platz gesichert hätte. Und die Aussicht war durchaus gegeben, da Holland wie zuvor auch Portugal mit einer auf vielen Positionen veränderten Mannschaft antrat. Doch trotz alledem besiegte das Team von Marco van Basten die Osteuropäer mit 2:0.

Im zweiten Spiel lief es von Beginn an schlecht für Frankreich. Zunächst verletzte sich Frank Ribéry - in den ersten beiden Spielen einer der Lichtblicke im Team von Raymond Domenech - schwer und musstefrüh (10. Minute) ausgewechselt werden. Dann verursachte Abidal durch eine Notbremse noch einen Foulelfmeter (24.) und wurde vom Platz gestellt. Den Strafstoß verwandelte Pirlo sicher zum 1:0. In der Folgezeit kamen die dezimierten Franzosen kaum ins Spiel und kassierten in der zweiten Halbzeit durch Daniele de Rossi (62.) den zweiten Gegentreffer, der das Aus bedeutete.

Mittwoch, 18. Juni 2008
Zum Abschluss der Vorrunde wurde noch ein Viertelfinalist gesucht, der Gegner der Holländer.
Spanien war bereits qualifiziert, Griechenland bereits ausgeschieden.
Folgerichtig schonte Spaniens Trainer fast die komplett A-Elf, während Helenen-Trainer Otto Rehagel die Devise ausgegeben hatte, sich ordentlich aus dem Turnier zu verabschieden.
Zunächst sah es auch danach aus, Angelos Charisteas erzielte das 1:0 und damit den ersten (und einzigen) Treffer der Griechen bei dieser EM. In der zweiten Halbzeit stellen dann aber de la Red und Guiza den spanischen Sieg sicher.

Im anderen Spiel kämpften Russland und Schweden um das letzte Ticket. Die Mannen von Guus Hiddink überraschten dabei mit ungeahnter Spielfreude und druckvollem Auftreten, während die Lagerbäck-Elf um Zlatan Ibrahimovic müde wirkte und kaum ins Spiel kam. Folgerichtig gewann Russland durch Tore von Roman Pawljutschenko (24.)
und Andrei Arschawin (50.) mit 2:0. Für den Trainer Hiddink ist das Viertelfinale etwas ganz besonderes, geht es doch gegen seine Landsleute aus Holland.
Die russischen Spieler wurden übrigens von ihrem Verband für die Qualifikation für die Runde der letzten Acht fürstlich entlohnt: Mit 300.000€ pro Person. Da sieht man, wo das Geld ist...

Nach Abschluss der Vorrunde standen also nun folgende Viertelfinalbegegnungen fest:

Portugal - Deutschland
Kroatien - Türkei
Niederlande - Russland
Spanien - Italien

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