17.09.2012

Schreibübung

Nach einer kleinen Ewigkeit mal wieder ein Posting von mir.
Ich nehme derzeit an einem Kurs im Kreativen Schreiben an der VHS Düsseldorf teil. Die Hausaufgabe nach der ersten Doppelstunde war, eine Person oder einen Ort detailliert aber dennoch knapp zu beschreiben. Ich habe mir die Szenerie an einer fiktiven Straßenbahnhaltestelle vorgenommen.

Die Schienen der Straßenbahn glänzen in der Abendsone. Jenseits der Haltestelle rautscht der Feierabendverkehr über die Hauptstraße. Nur wenige Menschen warten auf den nächsten Zug. Ein junges Pärchen steht engumschlungen und alles um sich herum vergessend im Wartehäuschen, in dem - wieder einmal - die Scheiben eingeschlagen und die Fahrpläne gestohlen wurden. Eine alte Dame jenseits der achtzig sitzt auf einer ramponierten Bank, ihren Rollator neben sich und füttert die zahlreichen Tauben, deren Dreck überall herumliegt.
Der Straßenbahnfahrer, dessen Spätschicht gleich beginnt, sieht auf seine Uhr und schiebt sich den letzten Bissen einer WUrstknifte zwischen die Zähne.

Die Turmuhr des benachbarten St. Kilian schlägt halb acht.
Wie als Antwort flammen plötzlich die Laternen an der Haltestelle auf, obwohl es bis zum Sonnenuntergang noch eine gute Stunde ist.
Ein lautes Quietschen ist zu hören, dann biegt die Linie 9 um die Ecke - pünktlich auf die Minute.
Als sie hält, öffnen sich klappernd die Türen der alten Bahn. Ein junger Mann im schwarzen Anzug steigt aus, schaut gen Himmel. Dann zündet er sich eine Zigarette an, nimmt einen tiefen Zug und eilt auf den mit Birken umsäumten Park-and-Ride-Parkplatz zu. Währenddessen rauscht die Bahn davon und hinterlässt ihre Gleise wiederum glänzend in der Abendsonne.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen