09.10.2012

Schreibübung III

Auch der folgende Text ist anlässlich meines VHS-Schreibkurses entstanden. Hier ging es besonders darum, die Stimmung einzufangen und "sinnlich" zu schreiben.

 
Auf dem Bahnhof

Martin hetzte durch die Bahnhofshalle. Ein Gewirr von menschlichen Stimmen und Lautsprecherdurchsagen umfing ihn. Mehrmals wäre er fast gegen Leute geprallt. Wieso mussten sie auch plötzlich stehen bleiben? Werbetafeln. Fahrpläne. Wagenstandanzeiger. Das mittlerweile obligatorische Smartphone. Sie blieben stehen, um darauf zu schauen. Und bremsten ihn dadurch in seiner Geschwindigkeit. Er verlangsamte seinen Schritt aber immer nur kurz und umkurvte die Wartenden. Eine im Weg stehende Reisetasche übersprang er kurzerhand. Martin erreichte den Tunnel mit den Gleisaufgängen in genau dem Moment, in dem der rote Sekundenzeiger der Bahnhofsuhr die 12-Uhr-Position erreichte und der schwarze Minutenzeiger eins weiter sprang. 18.37 Uhr. 

Eins und zwei, drei und vier, fünf und sechs verkündeten weiß auf blau die Schilder an den Aufgängen. Martin konnte das Schild zu Gleis 12 am Ende des Tunnels bereits erkennen. Er beschleunigte nochmals seinen Schritt, passte eine Lücke im Gegenstrom der Menschen ab und sprang die steinerne Treppe zum Bahnsteig hinauf.

Dort empfing in eine blecherne Stimme. Die automatische Durchsage kündigte eine Verspätung seines Zuges an. Fünf Minuten.

 Ein leichter Dieselgeruch hing in der Luft, er wohnte einem auf Gleis neun durchrauschenden Güterzug herüber. Ihn fröstelte. Er schlurfte zum Getränkeautomaten hinüber. In seiner linken Hosentasche erfühlte er einige Münzen, warf die entsprechende Anzahl in den Schlitz des Automaten. Sekunden später hielt er einen Pappbecher mit dampfendem, aromatisch duftendem Kaffee in den Händen. Er nahm einen Schluck, spürte die Wärme des Getränks in sich und sog den Geruch ein.

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