Auf dem Bahnhof
Martin hetzte durch die Bahnhofshalle. Ein Gewirr von menschlichen
Stimmen und Lautsprecherdurchsagen umfing ihn. Mehrmals wäre er fast
gegen Leute geprallt. Wieso mussten sie auch plötzlich stehen
bleiben? Werbetafeln. Fahrpläne. Wagenstandanzeiger. Das
mittlerweile obligatorische Smartphone. Sie blieben stehen, um darauf
zu schauen. Und bremsten ihn dadurch in seiner Geschwindigkeit. Er
verlangsamte seinen Schritt aber immer nur kurz und umkurvte die
Wartenden. Eine im Weg stehende Reisetasche übersprang er
kurzerhand. Martin erreichte den Tunnel mit den Gleisaufgängen in
genau dem Moment, in dem der rote Sekundenzeiger der Bahnhofsuhr die
12-Uhr-Position erreichte und der schwarze Minutenzeiger eins weiter
sprang. 18.37 Uhr.
Eins und zwei, drei und vier, fünf und sechs
verkündeten weiß auf blau die Schilder an den Aufgängen. Martin
konnte das Schild zu Gleis 12 am Ende des Tunnels bereits erkennen.
Er beschleunigte nochmals seinen Schritt, passte eine Lücke im
Gegenstrom der Menschen ab und sprang die steinerne Treppe zum
Bahnsteig hinauf.
Dort empfing in eine blecherne Stimme. Die automatische Durchsage
kündigte eine Verspätung seines Zuges an. Fünf Minuten.
Ein leichter Dieselgeruch hing in der Luft, er wohnte einem auf Gleis
neun durchrauschenden Güterzug herüber. Ihn fröstelte. Er
schlurfte zum Getränkeautomaten hinüber. In seiner linken
Hosentasche erfühlte er einige Münzen, warf die entsprechende
Anzahl in den Schlitz des Automaten. Sekunden später hielt er einen
Pappbecher mit dampfendem, aromatisch duftendem Kaffee in den Händen.
Er nahm einen Schluck, spürte die Wärme des Getränks in sich und
sog den Geruch ein.
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