Seit Anfang November arbeite ich - derzeit eher sporadisch - an einem Romanprojekt. Schon 2009 hatte ich ein solches begonnen, das alte liegt aber seit über zwei Jahren unangesehen auf der Festplatte herum.
Beim aktuellen Projekt nähere ich mit der 20-Seiten-Marke, bisher sind es fünf Kapitel.
Das zweite, ziemlich dialoglastige Kapitel, möchte ich euch hier ausschnittsweise mal vorstellen.
Es geht ziemlich belanglos zu und den Dialog sollte man - auch nach Aussage der Schreibkurs-Dozentin - stark umschreiben, weil er ziemlich nichtssagend ist, zudem sollten Dialoge in Romanen nicht so ablaufen, wie sie in der Wirklichkeit vorkommen.
Sollte das Buch also irgendwann mal fertig werden oder gar erscheinen, wird dieses Kapitel sicherlich noch überarbeitet sein...
Dennoch viel Spaß beim Lesen (wenn ihr vor dem Weltuntergang heute noch dazu kommt...
Draußen vor der Tür rauschte der Verkehr entlang, eben fuhr eine
vollbesetzte Straßenbahn vorbei.
Es war frisch draußen. Ich hätte meine Jacke doch anziehen sollen,
dachte Milli. Im kurzen Rock und der dünnen Bluse fror sie ein
bisschen. Muss ich mich halt an der Zigarette wärmen, dachte sie.
Sie fingerte einen Glimmstengel aus der Packung, nahm das Feuerzeug
dazu und schnippte es an. Ein Funke flog, aber es kam keine Flamme.
Milli verzog das Gesicht. Auch das noch. Sie versuchte es erneut.
Nichts. Noch mal. Wieder nichts. Na toll. Und jetzt?
Die Tür zum „Schlummertrunk“ öffnete sich ruckartig nach außen
und Milli wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der Gast, der
eben bei Jochen an der Bar seinen Deckel bezahlt hatte, trat ins
Freie und ging in Richtung Straße. „Hey du“, rief Milli. Der
junge Mann, schätzungsweise um die Dreißig, drehte sich um. „Ja,
bitte?“ Er kam auf sie zu. „Sorry, ich wollte dich nicht
aufhalten“, sagte Milli. „Hast du vielleicht Feuer?“ Er sah ihr
ins Gesicht. „Rauchen ist ungesund.“
Milli verdrehte die Augen. Das fehlte noch. „Das weiß ich wohl,
vielen Dank. War aber nicht die Antwort auf meine Frage. Also, hast
du Feuer?“ Sie klang ein wenig genervt, was ihr augenblicklich Leid
tat. „Sorry, ich wollte dich nicht anblaffen.“
Er winkte ab. „Schon okay, mach' dir nichts draus.“
Er wühlte umständlich in seinen Taschen und förderte nach einigen
Sekunden neben einer Bonbondose ein Werbefeuerzeug zutage und reichte
es ihr.
„Merci.“
Milli zündete die Zigarette an, nahm einen tiefen Zug, ließ den
Rauch entweichen und gab dem Mann sein Feuerzeug zurück.
„Puh, das brauche ich jetzt.“
„Wie gesagt“, sagte er, „Rauchen ist ungesund.“
„Du hast völlig Recht. Eine schlechte Angewohnheit diese
Qualmerei. Aber man hört nicht so einfach damit auf. Hast du mal
geraucht?“
„Nein, wieso?“
„Naja, weil du ein Feuerzeug mit dir rumträgst. Dann müsstest du
entweder selber Gelegenheitsraucher sein oder zumindest Sympathien
für Raucher haben.“
„Nee, habe niemals selbst geraucht. Zum Glück. Spart Gesundheit
und Geld.“
„Wieder ein Punkt für dich. Du bist gut“, lachte Milli. Der Typ
war schon ein bisschen durchgeknallt, dachte sie. Sie erinnerte sich
wieder an ihn. Er war mit einer Gruppe von Leuten in seiner
Altersgruppe im „Schlummertrunk“ gewesen, ganz hinten in der
Ecke. Er hatte alkoholfreies Bier und Cola getrunken. Sie hatte die
Gabe, sich bei fast allen Gästen erinnern zu können, was sie den
Abend getrunken hatten. Bei Stammgästen wusste sie intuitiv, mit
welchem Getränk sie einen Abend begannen.
Sie musterte ihn. Er war ein bisschen pummelig, was durch den dicken
Mantel mit dem hochgeschlagenen Kragen zusätzlich zur Geltung kam.
Seine braunen Haare waren kurz geschnitten und er hatte freundliche
grüne Augen. In seiner Stimme war etwas, das sie faszinierend fand.
Sie war ruhig und wirkte unaufgeregt, auch wenn er selbst gerade
irgendwie nervös zu sein schien.
„Naja, danke“ sagte er, anscheinend unschlüssig, was er sonst
sagen sollte.
„Gerne, das erste Kompliment ist immer for free“, grinste Milli.
Sie wusste nicht warum, aber irgendwie wollte sie den Kerl aus der
Reserve locken. Sie zog an der Zigarette und aschte achtlos auf den
Boden, was dem Besitzer wahrscheinlich eher nicht gefallen würde.
Er grinste.
„Also, ich warte noch auf 'ne Antwort. Wieso trägst du ein
Feuerzeug mit dir rum?“
„Bin ich jetzt bei der Polizei?“ fragte er vorwurfsvoll, aber
Milli spürte, dass er nur so tat.
„Klar. Ich bin Polizeimeisterin Milli, stets zu Diensten. Und mit
wem habe ich es hier zu tun?“
„Kai“, sagte er. „Ich bin Kai. Musste bisher noch nie bei der
Polizei aussagen, öfter mal was neues.“
Milli schmunzelte. Das Spiel gefiel ihr.
„Also. Reden Sie oder ich buchte sie ein.“
Er hob abwehrend die Hände.
„Gott bewahre, bloß das nicht. Ich zünde halt gerne was an.
Häuser und so.“
„Ist klar.“
„Klar. Quatsch. Was weiß ich, wieso... ja, genau. Damit ich im
Kölner Dom Kerzen anmachen kann, wenn ich da mal bin.“
„Bist du oft im Kölner Dom?“
„War ich bislang einmal.“
„Ach so. Ein guter Grund, um ein Feuerzeug dabei zu haben. Es
könnte einen ja plötzlich nach Köln verschlagen.“
„Ja, genau.“ Er grinste und musste lachen.
„Sorry für die blöde Frage“, sagte Milli.
„Schon okay, ich mag Menschen mit krudem Humor.“
„Klingt nicht sehr schmeichelhaft, so wie du das sagst.“
„Echt nicht? Sollte es aber. Sollte auch ein Kompliment sein. Bei
mir gibt’s heute sogar zwei gratis.“
Milli zog erneut an ihrem Glimmstengel, der sich langsam dem Ende
näherte. „Cool, ein Sonderangebot. Wie lautet denn das zweite
Kompliment?“
Kai vergrub die Hände in den Manteltaschen und verlagerte sein
Gewicht von einem Bein auf das andere. „Hm, dazu bin ich jetzt
grade nicht spontan genug“, lächelte er. „Musst du dir bis zum
nächsten Mal aufheben.“ Milli war ein bisschen enttäuscht.
Eigentlich hatte das mit dem aus der Reserve locken doch ganz gut
geklappt. Aber jetzt machte er einen Rückzieher.
„Na, gut. Heißt das, du tauchst hier mal wieder auf? Wieso gehst
du denn eigentlich schon, ihr hattet doch augenscheinlich Spaß.“
„Ja, klar... aber ich muss morgen früh raus, hab einiges zu
erledigen.“ Er zuckte die Achseln. Milli nahm ihm das nicht ganz
ab, wollte aber auch nicht noch mehr nachbohren. Zudem war die
Zigarette zuende. Sie drückte sie an der Wand aus und schnippte sie
zu einigen anderen Stummeln auf den Bürgersteig.
„Ja, Kai... war schön mit dir geraucht zu haben. Auch wenn's für
dich nur passiv war. Ich will dich nicht weiter aufhalten. Muss auch
weiter arbeiten. Wir sehen uns dann.“
Kai wirkte fast etwas enttäuscht. „Ja, klar. Milli. Dann noch
frohes Schaffen, wie man so sagt...“
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