Samstag, 7. Juni 2008
Das lange Warten hat endlich ein Ende: Die Fussball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz nimmt ihren Lauf.
Zum Eröffnungsspiel habe ich mich bereits über eine Stunde vor Anpfiff auf dem Dortmunder Friedensplatz eingefunden. So früh deshalb, weil ich, obwohl das Eröffnungsspiel "nur" Schweiz - Tschechien lautet, mit einem sehr vollen Platz gerechnet habe.
Dies wird sich später als unnötig erweisen, denn obwohl durchaus einige Public Viewing-Fetischisten kommen, ist der Platz bei weitem nicht so gerammelt voll wie er es bei der Übertragung des DFB-Pokalfinales Bayern München - Borussia Dortmund vor einigen Wochen war. Aber durch das frühe Erscheinen meinerseits konnte ich einen guten Sitzplatz im Biergarten ergattern und das Spiel bei Jubelpreisen von 2,50€ pro Bratwurst und 3,50€ für 0,4l Cola (inkl. Pfand) genießen. Leider regnete es zweimal während des Spiels, aber beide Male konnte ich erfolgreich in den überdachten Teil des Biergartens flüchten.
Das passende Outfit zur Fussball-EM hatte ich mir übrigens zwei Tage vorher in einem großen Supermarkt besorgt: Ein um 50% reduziertes und wohl von der WM 2006 übriggebliebenes WM-1954-Retro-Deutschland-Shirt. Irgendwie ist es ja doch schick und man glaubt ständig Herbert Zimmermanns Stimme zu hören: "...aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen..."
Geschossen haben dann im ersten Spiel überwiegend die Schweizer, die kurz vor der Halbzeit ihren Kapitän Alexander Frei mit einer Innenbandverletzung verloren. Etwa sechs Wochen Pause. Den meisten Zuschauern auf dem Platz wird das ebensowenig gefallen haben wie dem ZDF-Experten Jürgen Klopp, spielt Frei doch für Borussia Dortmund und ist Klopp doch sein neuer Übungsleiter.
Trotz überlegenen Spiels in der zweiten Halbzeit schafften es die Eidgenossen nicht, ein Tor zu erzielen, was den Tschechen wiederum dann doch gelang. Misimovic erzielte das 1:0 und damit den glücklichen Siegtreffer für die Elf von Karel Brückner, der irgendwie wie ein Orchesterdirigent aussieht.
Nach dem Eröffnungsspiel machte ich mich dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg nachhause, wo ich noch gerade rechtzeitig zum Spiel der Portugiesen gegen die Türkei ankam. Portugal spielte teils beeindruckenden Fussball und gewann hochverdient mit 2:0.
Sonntag, 8. Juni 2008
Am zweiten Turniertag griff der größte Außenseiter des Turniers ins Geschehen ein: Co-Gastgeber Österreich. Man möge mir verzeihen, dass ich dies hier schreibe, aber es ist doch so: Hätte Österreich nicht gemeinsam mit der Schweiz den Zuschlag für die Ausrichtung dieses Turniers bekommen, hätte die Hickersberger-Elf, die Anfang 2008 zwischenzeitlich auf Platz 103 der Weltrangliste abgerutscht war, niemals an diesem Turnier teilgenommen. Der Gegner im ersten Spiel der "deutschen" Gruppe B hieß Kroatien. Von diesem Spiel konnte ich leider nur die ersten zwanzig Minuten verfolgen, was sich jedoch im Nachhinein als ausreichend herausstellte. Durch den frühesten Elfmeter der EM-Geschichte, verursacht durch ein ebenso klares wie unnötiges Foul von Aufhauser im Strafraum, ging Kroatien bereits nach vier Minuten in Führung. Eine Führung, die trotz einer nach und nach stärker werdenden österreichischen Mannschaft bis zum Ende der Partie bestand hatte.
Das zweite Spiel konnte ich dann wieder in voller Länge genießen. Zu Besuch bei einer Arbeitskollegin verfolgte ich das Spiel Deutschland gegen Polen. 2:0 ging es am Ende aus, in einem Fussballforum, in dem ich aktiv bin, schrieb ein User: "Neun Deutsche spielten gegen dreizehn Polen und gewannen durch zwei Eigentore."
Über die zwischenzeitliche Auswechslung des sehr gut spielenden Clemens Fritz gegen Bastian Schweinsteiger habe ich mich zuerst gewundert, sie jedoch später als völlig richtig empfunden. Durch seine Nichtberücksichtigung für die Startelf war der Bayern-Profi unter Druck und zeigte eine starke Leistung, die in der Vorarbeit zum tollen 2:0 durch Lukas Podolski (durchaus ein Kandidat für das Tor des Monats) mündete.
Apropos Podolski. Eigentlich ein etatmäßiger Stürmer, spielte der Ex-Kölner diesmal im offensiven Mittelfeld und zeigte ein sehr starkes Spiel, erzielte beide Tore. Respekt muss man ihm auch dafür zollen, dass er sich über die Tore sicherlich freute, nach außen hin nach dem ersten Tor gar nicht und nach dem zweiten nur sehr verhalten jubelte. Verständlich: Ein Großteil seiner Familie lebt in Polen.
Insgesamt zeigte das deutsche Team eine klasse Leistung, ließ aber in einer Phase in der zweiten Halbzeit die Polen ins Spiel kommen, die durchaus ein Tor hätten erzielen können. Auch Keeper Jens Lehmann strahlte nicht immer die absolute Sicherheit aus. Trotzdem läßt dieses erste Spiel auf einen erfolgreichen Turnierverlauf für unsere Mannschaft hoffen.
Montag, 9. Juni 2008
Der erste Durchgang in der "Todesgruppe" C stand auf dem Programm. Eine Gruppe, in der drei Mannschaften zu finden sind, die als Mitfavoriten gelten können: Holland, Frankreich, Italien. Dazu der Außenseiter Rumänien.
Von den drei favorisierten Mannschaften konnte jedoch nur eine überzeugen.
Frankreich war dies nicht. Franck Ribery war der Lichtblick in einer teils sehr statisch spielenden "Equipe Tricolore", die gegen das Abwehrbollwerk der Rumänen kaum ein Durchkommen fand. Allerdings taten auch die Rumänen kaum etwas für die Offensive, verließen sich zu sehr auf den vorzeitig ausgewechselten Adrian Mutu. Am Ende stand ein leistungsgerechtes 0:0, mit dem die Rumänen durchaus zufrieden sein können. Die Elf von Raymond Domenech dagegen steht jetzt gehörig unter Druck.
Auch der Weltmeister aus Italien zeigte wahrlich keine berauschende Leistung. Von "Catenaccio" keine Spur. Einige haarsträubende Fehler in der Hintermannschaft, in der der verletzt an der Seitenlinie mitfiebernde Fabio Cannavaro schmerzlich vermisst wurde, und ein starker Auftritt der "Oranje" brachten Holland einen verdienten 3:0-Erfolg durch Tore von van Nistelrooj (26.), Sneijder (35.) und van Bronckhorst (79.). Kurz vor dem 3:0 hatte Hollands Torwart van der Sar sein Team mit einer Glanzparade vor dem Anschlusstreffer bewahrt.
Ein Wort noch zu Ruud van Nistelrooj: Der mir eigentlich eher unsympathische Spieler erwies sich in der Anfangsphase als echter Sportsmann, als er nach einer Berührung durch Torwart Buffon im Strafraum zwar strauchelte, sich aber nicht fallen ließ um einen - durchaus berechtigten - Elfmeter zu bekommen.
Der Kabarettist Urban Priol sagte später noch bei Waldemar Hartmann in dessen "EM-Klub", dass es ein seltsames Gefühl sei, dass gerade die Holländer Deutschlands WM-Halbfinal-Niederlage gegen die Italiener nun gerächt hätten.
Holland hat nun die besten Karten in der Gruppe C, das Spiel Italien-Frankreich am 17. Juni wird nun sehr wahrscheinlich den Charakter eines "Gruppen-Endspiels" haben. Das wird noch spannend.
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