10.07.2010

WM-Tagebuch South Africa 2010: Der geplatzte Traum und die Zukunft

Mit ein paar Tagen Abstand möchte auch ich jetzt noch meinen Sermon zum deutschen Halbfinale bei der WM absondern.

Die deutsche Mannschaft war gegen Spanien, das meiner Meinung nach derzeit die weltbeste Mannschaft im Fußball stellt, größtenteils chancenlos. Von der Unbekümmertheit, die noch England und Argentinien aus dem Turnier gefegt hatte, war nichts mehr zu sehen. Das allein dem Fehlen von Thomas Müller zuzurechnen, wäre übertrieben. Der Jungstar von Bayern München wurde zwar vermisst, sein Mitwirken hätte die Spanier aber auch nicht beeindruckt. Eine fast erdrückende Übermacht im Ballbesitz stellte die Deutschen vor arge Probleme, Miroslaw Klose erlebte in der Spizte einen einsamen Tag. Müller-Ersatz Trochowski wusste nicht zu überzeugen und der später eingewechselte Kroos hatte zwar die beste Chance des Spiels, war aber auch nicht der fehlende Antreiber. Manuel Neuer hatte einen weitgehend fehlerfreien Tag, war bester Deutscher, Lahm und Schweinsteiger liefen viel, waren aber kaum effektiv.

Trotz der Überlegenheit bei Chancen und Ballbesitz hielt die Löw-Elf das Spiel lange offen, hätte sich vielleicht in die Verlängerung retten dürfen. Das Gegentor fiel dann ausgerechnet nach einer Standardsituation, als die deutsche Hintermannschaft nicht auf Carlos Puyol achtete, der den Ball ins Netz wuchtete. Danach drückte Deutschland die Spanier endlich ein wenig in die Defensive, konnte aber den Ausgleich nicht mehr erzwingen.

Kapitän Lahm hatte nach dem Spiel "keine Lust" auf das Spiel um Platz 3 heute Abend gegen Uruguay. Mittlerweile dürfte sich diese Ansicht geändert haben, denn wie wichtig ein positiver Abschluß eines Weltturniers ist, hat man 2006 gesehen.

Nur aufgrund der Halbfinalniederlage jetzt den Stab über diese Mannschaft zu brechen, wäre ein großer Fehler. Deutschland hat mit den besten Fußball des Turniers gespielt und nur gegen Serbien und Ghana ein wenig geschwächelt. Und ehrlich, mit England, Argentinien, Spanien und Holland wäre es der schwerstmögliche Weg zum Weltmeistertitel gewesen, den man sich hätte vorstellen können. Und die Hälfte davon wurde mit Bravour bewältigt, England und Argentinien wurden - martialisch gesprochen - fußballerisch geradezu vernichtet. Und vom wohl künftigen Weltmeister Spanien wurden wir auch nicht abgeschossen, sondern lediglich mit 1:0 besiegt. Wir sind bei der dritten WM in Folge mindestens unter den vier besten Mannschaften gewesen, davon können Länder wie Spanien, die Niederlande und Uruguay nur träumen, selbst Argentinien hat das nicht geschafft. Wir brauchen keine "Goldene Generation" wie England (die nur vor 44 Jahren im eigenen Land den Titel holten) oder Spanien (die noch nie Weltmeister waren), um dauerhaft in der Weltspitze mitmischen zu können. Wir haben mit die jüngste Mannschaft des Turniers, eine Mannschaft, die eine gute Zukunft vor sich hat und für die sich auch weitere junge Spieler wie Großkreutz oder Höwedes aufdrängen. Bei der WM in Polen/Ukraine und der WM in Brasilien 2014 wird das Team wieder eine gute Rolle spielen und hat auch Titelchancen, da bin ich sicher.

Danke Jungs, für den Traum von einem weiteren Sommermärchen!

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