01.05.2011

Chaos-Woche mit Happy-End

In der letzten Woche musste man starke Nerven haben, als Fan des 1. FC Köln. Zunächst verlor die Mannschaft am vorvergangenen Samstag völlig verdient mit 1:4 beim VfL Wolfsburg und fügte der katastrophalen Auswärtsbilanz ein weiteres Kapitel hinzu. In den letzten fünf Spielen hatte die Truppe von Frank Schaefer damit achtzehn Gegentore kassiert, die einst recht gute Tordifferenz war dramatisch schlechter geworden, die Mannschaft abgerutscht. Woche für Woche war die Möglichkeit, den Klassenerhalt quasi zu sichern, ausgelassen worden. Nun war man wieder mitten drin im Abstiegskampf.

Am Montag ließen es sich dann einige Idioten nicht nehmen, eine Mauer am Trainigsgelände am "Geißbockheim" mit dem Schriftzug "Wenn ihr absteigt, schlagen wir euch tot" zu verunzieren. Mannschaft und Trainer waren schockiert, zurecht. Bei aller Emotion, solche Aussagen gehen definitiv zu weit und man hat jetzt am Wochenende in Frankfurt gesehen, dass es "Anhänger" im Fußball gibt, die vor Krawallen nicht zurückschrecken.

Am Mittwoch dann die nächste Schlagzeile aus Köln: Trainer Frank Schaefer, der zuvor schon seinen Rückzug zum Saisonende angekündigt hatte, trat mit sofortiger Wirkung vom Posten des FC-Cheftrainers zurück. Die Gründe mögen vielschichtig sein, Sorge um den Verein, dem er ja schon solange angehört, aber auch Aussagen bezüglich Schaefers christlichen Glauben seitens u.a. Sportdirektor Finke.

Eben jener übernahm dann Schaefers Posten. Interimsmäßig. Bis zum Saisonende. Böse Zungen behaupten, er habe nun das, was er (und vielleicht gar auch der Vorstand?) von Anfang an mit seiner Verpflichtung erreichen wollten. Diese Ansicht finde ich lächerlich. Finke war die schnellste, billigste und beste Lösung in dieser Situation: Er kennt die Mannschaft, hat die Wintertransfers mit eingefädelt und ist auch nah dran am Team. Ein externer neuer Mann hätte die Elf erst kennenlernen müssen, das hätte für die verbleibenden Spiele wohl nur wenig gebracht.

Die Mannschaft jedenfalls zeigte eine Reaktion. Vor dem Spiel gegen den Rivalen aus der Chemiestadt waren (sinnbildlich) drohende Wolken über Köln aufgezogen. Der Vorsprung auf die Abstiegszone war zusammengeschrumpft und die letzten Spiele waren (und sind) allesamt schwierige Aufgaben. Am letzten Spieltag auf Schalke, davor in Frankfurt und nun zuerst gegen Leverkusen. Gegen eben jenes Leverkusen, gegen das der FC seit dem grandiosen 4:0 aus dem Jahre 1997 kein Derby mehr gewinnen konnte.

Diese Serie solte jedoch endlich ein Ende finden. In der ersten Halbzeit war vom FC offensiv fast nichts zu sehen, defensiv gab es einige Lücken, die Leverkusen aber nicht zu nutzen vermochte. Mit Null zu Null ging es in die Pause.

Dortmund schaute gebannt nach Köln, ein Unentschieden oder ein Sieg des FC hätte bei eigenem Sieg (die Weichen dafür waren gegen Nürnberg zur Halbzeit bereits gestellt) bereits die Meisterschaft am 32. Spieltag bedeutet.

Im zweiten Durchgang kam der FC stärker auf und hatte Milivoje Novakovic zweimal dort, wo er sein musste: Vor Rene Adler. Beide Male überwand der Slowene den Nationalspieler. Beim ersten Mal nach Zuckerpass von Brecko (der sonst eher als Torvorbereiter auf der anderen Seite auffällt) nach Hackentrick von Petit hatte "Nova" keine Schwierigkeiten, den Ball eiskalt zu versenken. Beim zweiten Mal wehrte Adler den Ball nach einem Kölner Freistoß zunächst ab, den Abstauber aber sicherte sich wiederum Novakovic.

Leverkusen hätte nach Aussage des Reporters in der Sportschau noch mehrere Stunden spielen können ohne ein Tor zu erzielen, was aber nicht zuletzt ein Verdienst von Michael "Krake" Rensing war. Was der Junge wieder herausgefischte, war unglaublich. Besonders an eine Szene mit dem neuen Kölner Liebling, Michael "Scheiß FC Köln" Ballack erinnere ich mich gerne zurück. Ballack hatte den Angriff der "Pillen" selbst eingeleitet und brauchte eigentlich nur noch lässig einzuschieben, als plötzlich dieser Rensing auftauchte und ihm den Ball wegfischte. Die Kölner Mannschaft insgesamt spielte an diesem Tag höchst durchschnittlich, Dreien, Vieren und Fünfen hätten sie verdient. Aber Novakovic für seinen Riecher und Rensing für seine Reflexe verdienen eine glatte Eins.

Borussia Dortmund konnte durch diesen FC-Sieg zudem vorzeitig die Meisterschaft feiern, die Atmosphäre im Westfalenstadion war unglaublich - und die Fans feierten auch den FC. Aber machen wir uns nichts vor, in der nächsten Saison wird wieder gepöbelt.

Dennoch Glückwunsch an den verdienten neuen Deutschen Meister!

Die Situation in Köln hat sich nun vorerst etwas beruhigt. Am kommenden Samstag steht gegen Eintracht Frankfurt eine Art Endspiel an, bei dem dem FC aber ein Punkt zum "Sieg", dem Klassenerhalt reichen würde. Bei einer Niederlage würde es am letzten Spieltag vielleicht nochmal eng, wenn der FC den Pokalfinalisten Schalke 04 empfängt. Ich hoffe, dass der FC in diesem Spiel punktet, es aber nicht auf Teufel komm raus muss.

In der Führungsstruktur des Vereins muss sich wohl irgendetwas ändern über den Sommer, das ist klar. Aber darüber sollte man in den nächsten beiden Wochen mal nicht sprechen. Der Klassenerhalt muss endgültig gesichert werden. Und ich bin sicher, dass das klappt.

COME ON, FC.

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