04.10.2011

Gedanken zur Deutschen Einheit

Gestern war ja Tag der Deutschen Einheit, unser Nationalfeiertag. Die Wiedervereinigung ist jetzt schon einundzwanzig Jahre her, die Mauer ist seit annähernd zweiundzwanzig Jahren offen. Dass die Mauer in einigen Köpfen noch immer da ist (im Osten wie im Westen), mag dahingestelt sein. Und es mag zu beiden Seiten der ehemaligen Grenze Menschen geben, die noch nie im jeweils anderen Teil Deutschlands waren. Wobei man von Teilen Deutschland gar nicht mehr sprechen darf sollte, denn die Einheit ist vollzogen.

Und das ist auch gut so. Jeder, der etwas anderes sagt, sollte darüber mal gründlich nachdenken. Im Westen war und ist nicht alles gut, auch nicht während der "Bonner Republik", aber noch weniger war in der DDR gut. Man sagt heute, "es war nicht alles schlecht". Dies sagt man mit einer nostalgischen Erinnerung an DDR-Produkte, die es nicht mehr gibt, an die gute Kinderbetreuung, an die Tatsache, dass nahezu jeder einen Job hatte. Das ist alles richtig.

Aber dennoch war das Land geteilt, eine Tatsache, die wir in der jüngeren Geschichte nur mit Vietnam und Korea gemeinsam haben. Ich habe selbst von der Teilung Deutschland nicht mehr viel mitbekommen, ich bin 1983 geboren worden. Beim Fall der Mauer war ich grade sechs Jahre alt, noch nichtmal in der Schule und habe vom Weltgeschehen noch nicht viel mitbekommen. Den bewussten Teil meines Lebens habe ich in einem einigen Deutschland verbracht. Und auch wenn ich die Male, die ich in der ehemaligen DDR drüben in der Zone in den neuen Bundesländern im östlichen Teil unseres schönen Landes gewesen bin, fast an einer Hand abzählen kann, bin ich froh, dass die Bürger der DDR damals die Mauer zu Fall gebracht haben und das wir heute alle nicht nur ein Volk sind, denn das waren wir immer, sondern auch als ein Volk zusammen leben können.

Vor den Problemen darf man natürlich auch nicht die Augen verschließen. Der Aufbau Ost ist noch lange nicht abgeschlossen. Teile der östlichen Bundesländer drohen zu entvölkern, die jungen Leute ziehen weg, es werden geringere Löhne gezahlt, die Arbeitslosigkeit ist überdurchschnittlich hoch, ebenso der Zuspruch zu radikalen Parteien, die Wahlbeteiligung sinkt (wie im ganzen Bundesgebiet). Wir leben in einer schwierigen Zeit.

Aber die Einheit Deutschlands ist vollendet, wir leben in einem friedlichen Europa. Zwar hat auch Europa seine handfesten Krise, wie derzeit mit dem Euro. Es ist aber auch klar, dass die Deutsche Einheit ohne die Integration Deutschlands in Europa nicht möglich gewesen wäre.

Trotz allem, wir leben in einer guten Zeit. Frieden herrscht solange, wie noch nie. Und es ist nicht abzusehen, dass sich das hier ändert.

Danke, Deutschland.

1 Kommentar:

  1. Sehr schöner Artikel. Ich finde den Vergleich zwischen Ost und West auch immer falsch, obwohl der Staat selbst ja noch zwischen alten und neuen Bundesländern unterscheidet, siehe Tarifverträge.

    Ich bin noch in der DDR geboren, allerdings ´86 und habe somit auch nicht mehr viel davon mitbekommen. Ich kann mich jedenfalls noch an das Alu-Geld erinnern! ;p Übrigens habe ich auch an dem Tag der deutschen Einheit Geburtstag, wie gesagt, war ich aber vorher da! ;D

    Klar war nicht alles schlecht, aber zu welchen Bedingungen? Eine wirklich freie Wahl hatte man doch nicht und wehe man sagt was gegen den Staat, dann biste eh am Ar***.

    "Aufbau Ost" ist auch son Begriff, den ich nicht mehr hören kann. Weil ich finde, die bauen an den verkehrten Stellen auf. Wenn ich hier in MV durch die Dörfer fahr, sieht alles schick aus. Die schönen Bauernhäuser und die schönen asphaltierten Straßen, alles prima. Ich bin mal in Niedersachsen über´s Land gefahren und war erschrocken über das Erscheinungsbild mancher Dörfer. Viel ist heruntergekommen und einfach verfallen.
    Natürlich hast du Recht, dass hier im "Osten" die junge Bevölkerung abwandert und eher in die Ballungsgebiete zieht. Ich selber war ebenfalls fast 4 Jahre in Hamburg. Ich verdiente dort aber auch einiges mehr. Außerdem sollte mehr in die Wirtschaft der neuen Bundesländer investiert werden, so dass hier auch mehr Arbeitsplätze vorhanden sind. Denn warum sollte man hier bleiben, wenn es hier keine Arbeit gibt? Außerdem sollte mehr für die Bildung getan werden, sodass man besser entscheiden kann, warum gerade man nicht DIESE Partei wählen sollte oder überhaupt zur Wahl gehen sollte.
    Ich könnte hier noch weiter schreiben, aber es sollte erst mal reichen, um meinen Standpunkt zu klar zu machen.

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