07.10.2012

Schreibübung II

Mein VHS-Kurs hat derzeit Ferienpause - Zeit, ein paar meiner kleinen Ergüsse hier zu posten. Die Überschrift war jeweils das vorgegebene Thema, der Satz war zu konkretisieren und mit Leben zu füllen.

Sie schlief

Sie hatte sich in die Sofaecke gekuschelt. Die Knie hatte sie nah an die Brust gezogen, ihr Kopf ruhte auf einem Arm, den sie auf eine Art und Weise hielt, die sehr unbequem aussah. Die andere Hand klemmte zwischen ihren Knien, krallte sich in den Stoff ihres dunkelblauen Pyjamas. Ebenso blau war die Schlafbrille aus Stoff, die sie immer aufzusetzen pflegte, wenn sie tagsüber ein Nickerchen machte.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich langsam, der Atem ging regelmäßig und wurde alle paar Züge von einem sanften Schnarcher abgelöst. Dann verzog sie immer kurz das Gesicht und rümpfte die Nase.
Da, ein sanftes Zucken des rechten Fußes. War das ein Lächeln auf ihrem besommersprossten Gesicht? Eine hellblonde Strähne fiel ihr über die Augen. Was sie wohl geträumt hat in ihrer Sofaecke?

Er vermisste seine Freiheit

Jeden Abend nach dem Einschluss stand er im Dunkeln am vergitterten Fenster seiner zwei mal fünf Meter großen Zelle und starrte in Gedanken versunken den Sternenhimmel an. Fünf Jahre noch. Fünf Jahre noch, die er von ihr getrennt sein würde. Fünf Jahre, in denen er nicht fliegen konnte. Fünf Jahre ohne ihre weichen, blank polierten Konturen. Fünf Jahre getrennt von seiner Cessna. Delta Hotel India Yankee Mike. Er sah die Zeichenfolge am Heck vor sich und hatte den Geruch von Flugbenzin in der Nase. Fünf Jahre noch, bis er wieder die grenzenlose Freitheit über den Wolken würde spüren können.

Sie fühlte sich nicht wohl und blieb lieber zu Hause

Den ganzen Tag über schon hatte sie dieses eigenartige Gefühl in der Magengegend. Zudem pochten die Kopfschmerzen, gegen die auch vier Aspirin nicht helfen wollten, immerzu gegen ihre Schläfen Dass sich dazu noch ein keuchender Husten mit Würgereflex gesellte, sorgte auch nicht gerade für mehr Wohlbefinden. Ihr Handy piepte. Eine SMS von Ramona. Ob sie Lust habe, später noch tanzen zu gehen. Ein ironisches Kichern entfuhr ihr, sie begann eine Replik, die sie mit einem schreienden „LOL“ eröffnete – kam jedoch nicht mehr dazu, die Nachricht zu vervollständigen, weil sie Sekunden später über der Kloschüssel hing.

Immer wenn ich ihn brauchte, war er für mich da

Ich konnte mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Egal, ob der Wasserhahn tropfte, ich einen Platten am Auto hatte oder am Ende des Geldes noch eine Menge Monat verblieb – mein großer Bruder war stets helfend und uneigennützig zur Stelle.

2 Kommentare:

  1. Liest sich auf jeden Fall sehr interessant. Möchtest du denn auch mal was Längeres schreiben? Also eine umfangreichere Geschichte?

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Uli,

    ich möchte gerne auch was längeres schreiben, hab früher mal ein paar Kurzgeschichten geschrieben. Und ich habe ein etwa vierzigseitiges Romanfragment auf der Platte. Habe ich allerdings seit über zwei Jahren nichts mehr dran getan...

    AntwortenLöschen