Sie schlief
Sie hatte sich in die Sofaecke gekuschelt. Die Knie hatte sie nah an
die Brust gezogen, ihr Kopf ruhte auf einem Arm, den sie auf eine Art
und Weise hielt, die sehr unbequem aussah. Die andere Hand klemmte
zwischen ihren Knien, krallte sich in den Stoff ihres dunkelblauen
Pyjamas. Ebenso blau war die Schlafbrille aus Stoff, die sie immer
aufzusetzen pflegte, wenn sie tagsüber ein Nickerchen machte.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich langsam, der Atem ging regelmäßig
und wurde alle paar Züge von einem sanften Schnarcher abgelöst.
Dann verzog sie immer kurz das Gesicht und rümpfte die Nase.
Da, ein sanftes Zucken des rechten Fußes. War das ein Lächeln auf
ihrem besommersprossten Gesicht? Eine hellblonde Strähne fiel ihr
über die Augen. Was sie wohl geträumt hat in ihrer Sofaecke?
Er vermisste seine Freiheit
Jeden Abend nach dem Einschluss stand er im Dunkeln am vergitterten
Fenster seiner zwei mal fünf Meter großen Zelle und starrte in
Gedanken versunken den Sternenhimmel an. Fünf Jahre noch. Fünf
Jahre noch, die er von ihr getrennt sein würde. Fünf Jahre, in
denen er nicht fliegen konnte. Fünf Jahre ohne ihre weichen, blank
polierten Konturen. Fünf Jahre getrennt von seiner Cessna. Delta
Hotel India Yankee Mike. Er sah die Zeichenfolge am Heck vor sich und
hatte den Geruch von Flugbenzin in der Nase. Fünf Jahre noch, bis er
wieder die grenzenlose Freitheit über den Wolken würde spüren
können.
Sie fühlte sich nicht wohl und
blieb lieber zu Hause
Den ganzen Tag über schon hatte sie dieses eigenartige Gefühl in
der Magengegend. Zudem pochten die Kopfschmerzen, gegen die auch vier
Aspirin nicht helfen wollten, immerzu gegen ihre Schläfen Dass sich
dazu noch ein keuchender Husten mit Würgereflex gesellte, sorgte auch
nicht gerade für mehr Wohlbefinden. Ihr Handy piepte. Eine SMS von
Ramona. Ob sie Lust habe, später noch tanzen zu gehen. Ein
ironisches Kichern entfuhr ihr, sie begann eine Replik, die sie mit einem
schreienden „LOL“ eröffnete – kam jedoch nicht mehr dazu, die
Nachricht zu vervollständigen, weil sie Sekunden später über der
Kloschüssel hing.
Immer wenn ich ihn brauchte, war
er für mich da
Ich
konnte mich hundertprozentig auf ihn verlassen. Egal, ob der
Wasserhahn tropfte, ich einen Platten am Auto hatte oder am Ende des
Geldes noch eine Menge Monat verblieb – mein großer Bruder war
stets helfend und uneigennützig zur Stelle.
Liest sich auf jeden Fall sehr interessant. Möchtest du denn auch mal was Längeres schreiben? Also eine umfangreichere Geschichte?
AntwortenLöschenHallo Uli,
AntwortenLöschenich möchte gerne auch was längeres schreiben, hab früher mal ein paar Kurzgeschichten geschrieben. Und ich habe ein etwa vierzigseitiges Romanfragment auf der Platte. Habe ich allerdings seit über zwei Jahren nichts mehr dran getan...