03.06.2008

Eins zu Vierundfünfzig

In den niedriegsten Niederungen des Amateurfussballs, sprich: Kreisliga, gibt es in den einzelnen Spielklassen oft ein recht großes Leistungsgefälle. Auch haben viele Mannschaften oft nicht immer ihre besten oder gar zu wenige Spieler an Bord - wenn der Sport nur ein Hobby ist, ist das verständlich. Hohe Siege, manchmal auch mit zweistelligen Torzahlen, sind nicht ungewöhnlich.

Ungewöhnlich ist aber ein Ergebnis, dass am letzten Sonntag in der niedrigsten Liga in Köln zustande kam. Das ganze erinnert ein wenig an den letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 1977/78, als Mönchengladbach 12:0 gegen Dortmund gewann und der 1. FC Köln dank eines 5:0 gegen den FC St.Pauli nur dank der um noch drei Treffer besseren Tordifferenz Deutscher Meister wurde.

Köln, Kreisliga D9, letzter Spieltag.
Die DJK Löwe II (Platz 4) empfängt die zweite Mannschaft von Rheinkassel-Langel (Platz 3). Tabellenführer Ossendorf ist sportlich bereits in die Kreisliga C aufgestiegen, die Reserve von Germania Nippes hat auf dem zweiten Platz (der ebenfalls zum Aufstieg berechtigt) drei Punkte Vorsprung auf Rheinkassel-Langel II. Und eine um 37 Tore bessere Tordifferenz. Im Normalfall sollte da nichts anbrennen. Auch in der Kreisliga D nicht.

Im Normalfall.

Zur Halbzeit führt Rheinkassel bereits mit 13:0. Nach der Pause stellt die DJK Löwe II dann das Spielen wohl völlig und am Ende gewinnen die Gäste mit 54:1. Sie schießen im zweiten Durchgang 41 Tore.

Hier mag man die Parallele zur Bundesligageschichte Anno '78 noch ziehen können. Allerdings endet sie auch hier. Zwar "feiert" der vorherige Tabellenzweite Germania Nippes II bei Ditib-Türk auch einen hohen Sieg - allerdings fällt der mit "nur" 10:0 "lächerlich" niedrig aus. "Sportlich" steht also neben Ossendorf Rheinkassel als Aufsteiger fest, Germania Nippes zieht den Kürzeren.

Dass es bei diesem Spiel nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann, liegt wohl auf der Hand. Natürlich blieb dieses "Skandalergebnis" auch den Germanen aus Nippes nicht verborgen, sie haben Protest eingelegt. Und sie erhalten Rückendeckung: Kreis-Spielausschuss Vorsitzender Hermann-Josef Schmitz will den Vorfall an die Spruchkammer ergeben. Schmitz wörtlich: ""Das ist eine Schande. Ein solches Ergebnis darf keinen Bestand haben."

Was die Spieler von Löwe II veranlasst hat, sich derart unsportlich zu verhalten, ist mir schleierhaft. Aber wer weiß, was in einer solchen Saison in der Kreisliga alles vorgefallen zwischen den beteiligten Mannschaften. Man wird es wohl nie wirklich erfahren. Das Ergebnis wird so mit Sicherheit keinen Bestand haben. Es für den Gegne rzu werten, wäre allerdings auch eine unglückliche Entscheidung. Vielleicht sollte man beide Mannschaften an das Tabellenende "strafversetzen" (auch wenn dies keinen Abstieg zur Folge hat, weil es keine niedrigere Liga mehr gibt). Es war auch zu lesen, dass eventuell Spieler längerfristig gesperrt oder die Vereine suspendiert werden könnten.

Wie gut, dass es sich hierbei nur ein Spiel handelt und dass es noch dazu nicht in einer höherklassigen Liga, wo es unter Umständen auch um Geld hätte gehen können, passiert ist.

Erinnert hat mich das Ergebnis von 1:54 an das "Fussballspiel" der Fliegen gegen den Elefanten Filemon Faltenreich aus dem Kinderbuch von Michael Ende, dass mit 108:0 für die Fliegen endete.
Allerdings war dem Elefanten gar nicht bewusst, dass er Teil eines - für die Fliegen - bedeutenden Wettkampfes war. Er dachte während der neunzig Minuten lieber an bedeutende Dinge wie "Mond" oder "Seele".

Vielleicht sollte man es dem Elefanten in gewisser Weise gleichtun. Die Verantwortlichen werden ihre Entscheidungen treffen und schon in naher Zukunft wird der Vorfall außer den Beteiligten niemandem mehr wirklich in Erinnerung bleiben, geschweige denn als wichtig erachtet werden.

Pressebericht zum Vorfall
Vorläufige Abschlusstabelle der Kreisliga D9 Köln

P.S.: Was mich noch interessieren würde: Wie kam das einzige Tor der Heimmannschaft zustande?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen