06.02.2010

24 Sekunden

Verdammt, der war drin. War das ein Dreier? Blick auf die Anzeigetafel. Ja, ein Dreier. OK, also zwei Punkte hinten.

Wie lange noch?

24 Sekunden.

Markus wirft den Ball ein, ich bekomme ihn. Schnell über die Mittellinie.

Noch 21 Sekunden.

Markus und Sascha stehen im Lowpost, Klaus und Jens auf den Flügeln. Erstmal mittig vor den gegnerischen Kreis. Rumpassen. Den Ball nach links zu Klaus. Der könnte reinziehen, aber sein Gegenspieler macht geschickt zu. Er passt zurück zu mir. Mal über rechts versuchen. JENS! Mensch, wie soll ich dir denn so zupassen? Noch sechzehn Sekunden. Markus cuttet raus, blockt meinen Gegner aus, ich ziehe in die Zone. Oh Mann, da komme ich aber auch nicht durch, der Center blockt mich locker weg. Bloß jetzt nicht den Ball verlieren. Irgendwie schaffe ich es über die Seite wieder raus, gebe den Ball nochmal an Klaus ab.

Elf Sekunden auf der Uhr.

Es wird laut in der Halle. Unsere mitgereisten Fans feuern uns lautstark an. Unsere Ersatzspieler auch. Die gegnerischen Fans pfeifen. Verdammt, was tun? Klaus findet kein Mittel gegen die Defense, passt mir den Ball schlampig wieder zurück. Fast kann ihn der gegnerische Aufbauspieler abfangen, aber ich bekomme die Kugel zum Glück noch zu fassen. Die Jungs versuchen, sich in Position zu bringen.

Sieben Sekunden auf der Uhr. Kein Durchkommen.

Fünf Sekunden.

Sascha ziehe jetzt raus und versucht es nochmal mit einem Block. Zwei Punkte hinten. Ein Feldwurf für die Verlängerung, ein Dreier zum Sieg.

Vier Sekunden. Wieviele Dreier habe ich in der letzten Zeit getroffen? Kaum mal einen. Aber mit einem Zweipunktewurf rechnen die doch jetzt. Sascha blockt den Gegner gut. Ich stehe zwei Meter vom Kreis entfernt.

Noch drei Sekunden.

Ach verdammt, scheiß drauf! Ein schneller Schritt nach vorne, ich stehe am Kreis. Zwei Sekunden.

Und plötzlich verläuft alles in Zeitlupe. In die Knie gehen, abspringen, die Arme in Wurfposition. Es ist fast, als stünde ich in der Luft. Die Uhr tickt.

Eine Sekunde.

Den Ball aus der Hand. Der laute Sirenenton zeigt das Ende des Spiels an. Ich lande wieder. Im Augenwinkel sehe ich, dass der Schiri eine Hand nach oben gestreckt ab und drei Finger abspreizt. Ja! Gültiger Wurf! Ich starre Richtung Korb. Der Ball springt auf den Ring. Und nochmal. Verdammt! Man könnte in der Halle jetzt eine Stecknadel fallen hören. Eine kleine Ewigkeit verrinnt - und der Ball fällt durch den Korb.
Der gegnerische Trainer wirft sein Taktikboard auf den Boden, seine Spieler greifen sich an die Köpfe. Ich starre auf den Korb. Und bin plötzlich in einer Menschentraube. Verschwitzte Körper umringen mich und drücken mich zu Boden. Ich schließe die Augen. Glückshormone durchströmen meinen Körper. "Jaaaaaaa!" bricht es schließlich aus mir heraus.

Gewonnen! Ich liebe dieses Spiel.

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