24.05.2010

Übersetzen, bitte... aber richtig

Ich liebe Star Trek heiß und innig, auch die mittlerweile sehr angestaubte Originalserie aus den 1960ern. Viele dieser Folgen wirken heute teils gewollt oder ungewollt komisch und gerade die deutsche Synchronisation lässt die Charaktere manchmal lächerlich wirken. Doch nicht nur die Dialogregie hat sich den ein oder anderen Schnitzer erlaubt, manchmal möchte man auch denjenigen, der für die deutschen Episodentitel zuständig ist, fragen, wss er sich dabei gedacht hat.

Hier sind ein paar Beispiele:

In der ersten Staffel der Serie gibt es die Folge mit dem Originaltitel "Dagger of the Mind". Die Enterprise unter Captain Kirk besucht eine Strafkolonie auf dem Planeten Tantalus IV, zu der auch eine Art Nervenheilanstalt gehört. Dort werden mit einer geheimnisvollen Maschine Gehirnexperimente mit teils verheerenden Folgen durchgeführt. Dieses Gerät wird in der Folge als Neutralisator bezeichnet.

Der Originaltitel ließe sich wörtlich etwa mit "Dolch des Verstandes" übersetzen, den Titel würde man im Kontext der Folge auch verstehen. Auch eine andere, nicht wörtliche Übersetzung wäre denkbar. Der deutsche Titel, der letztendlich gewählt wurde, ist umständlich und sperrig: "Der Zentralnervensystemmanipulator". Herrlich, oder? Die Folge insgesamt weiß allerdings auch nicht wirklich zu überzeugen.

Ein weiteres Übersetzungsmissverständnis findet sich ebenfalls in der ersten Staffel, es ist dies die Episode "The Galileo Seven". Wie schon bei "Dagger of the Mind" handelt es sich um eine eher schwache Folge. Der deutsche Titel "Notlandung auf Galileo Sieben" klingt spannend und auf den ersten Blick passend. Wenn man die Folge jedoch gesehen hat, ist einem klar, dass der Titel unglücklich gewählt ist: Niemand landet in der Episode auf etwas das Galileo Sieben heißt. Galileo Sieben ist der Name der Enterprise-Raumfähre, mit der sieben Besatzungsmitglieder von Kirks Schff auf dem Planeten Taurus II abstürzen. Klingelts? Richtig, der amerikanische Titel spielt auf die sieben Besatzungsmitglieder und ihr Shuttle an.
Eine Übersetzung mit "Die sieben von der Galileo" oder wenigstens "Notlandung mit Galileo Sieben" wären besser gewesen.

Ebenfalls in der ersten Staffel von "Raumschiff Enterprise" angesiedelt ist "Balance of Terror", eine richtig gute und spannende Folge, in der die Enterprise es mit den Romulanern zu tun bekommt. Diese Folge gehört zu meinen persönlichen Lieblingen der Originalserie. Der deutsche Titel hier lautet: "Spock unter Verdacht".

Die Romulaner, soviel für alle, die keine oder wenig Ahnung von "Trek" haben, sehen den Vulkaniern (zu denen Mr. Spock gehört), sehr ähnlich. Das ist nicht verwunderlich, stammen doch beide Rassen ursprünglich vom selben Planeten.
In dieer Folge bekommen laut Star Trek die Menschen erstmals einen Romulaner zu Gesicht. Das Mr. Spock unter Verdacht geraten könnte, etwas mit dieser feindlichen Rasse zu tun zu haben, vielleicht sogar ein Spion sein könnte, wäre möglich. Wäre dies so, wäre der Folgentitel gerechtfertigt, zumindest dann, wenn von einem größeren Teil der Enterprise-Besatzung oder den Führungsoffizieren solch ein Verdacht erhoben würde. Jedoch ist der Navigator Lieutenant Stiles der einzige, der diesen Verdacht äußert. Daher suggeriert der deutsche Titel etwas, das so in der Folge nicht vorkommt. "Gleichgewicht des Terrors" wäre die wörtliche Übersetzung des Originaltitels und auch hier wäre sie passend gewesen.

Einen habe ich noch. In der dritten Staffel der Serie spielt die Folge "That which survives", eine durchschnittliche, passabel unterhaltende Folge. Die Enterprise fliegt einen bisher unbekannten, jungen Planeten an und Kirk beschließt, diesen zu untersuchen. Während der Außenmission stoßen Kirks Männer auf eine attraktive Frau, die einen Offizier durch Berühung tötet und in der Folge auch die anderen töten will.
Am Ende stellt sich heraus, dass die Frau die Aufzeichnung von Losira darstellt, der Kommandantin eines Außenpostens, der auf dem Planeten betrieben wurde. Sie hat den Computer des Postens so programmiert, dass er den Planeten beschützt. Mithilfe von Mr. Spock wird der Computer zerstört und die Gefahr durch die holografische Losira so gebannt. Wie gesagt, eine mittelmäßige Folge, die aber Spaß macht. Der Titel wäre mit "Das, was überlebt" wörtlich und auch passend zu übersetzten gewesen. Der deutsche Titel jedoch ist in jeder Hinsicht kitschig und albern, wenn er auch in gewisser Weise inhaltlich passend ist: "Gefährliche Planetengirls".

Nicht nur dieser Titel stört an der Episode, sondern auch einige unnötige Sprüche, die die deutsche Dialogregie eingefügt. So sagt Spock etwa nach einem Angriff auf das Schiff und einen daraus resultierenden Sturz aus dem Kommandosessel: "Ich bin mit der Rübe gegen die Kante gerempelt."
Der genialste Spruch ist jedoch der letzte Satz von Kirk in der Folge, den er an Spock richtet: "Was verstehen Sie schon von Frauen, Sie Sexmuffel."

Soweit die - meiner Meinung nach - dämlichsten Folgentitel der Originalserie aus den Jahren 1966-1969.

In den späteren Star Trek-Serien The Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und Enterprise finden sich kaum derartige Verirrungen in der Folgenbetitelung.

Einer jedoch ist mir noch untergekommen, es ist ausgerechnet die Folge, in der wir zum ersten Mal die Borg sehen. Zweite Staffel von The Next Generation, die Folge heißt "Q Who".

Q (ein übermächtiges Wesen) kommt erneut auf die Enterprise. Er möchte als Besatzungsmitglied aufgenommen werden, was Captain Picard ablehnt. Q ist nicht erfreut darüber und schleudert die Enterprise mit dem Hinweis, man wisse gar nicht, was einem bevorsteht, mehrere tausend Lichtjahre durch die Galaxie. Nahe des Systems Y-2-5 stößt man auf ein kubusförmiges Raumschiff mit einer Besatzung, die aus kybernetisch-humanoiden Cyborgs besteht: Die Borg.

Man untersucht das Schiff, letztendlich kommt es zum Kampf, bei dem einige Besatzungsmitglieder ums Leben kommen. Nachdem Picard zugegeben hat, dass er Qs Hilfe braucht, versetzt dieser die Enterprise wieder an den Ausgangsort.

Diese Episode ist inhaltlich klasse. Sie hat Spannung, Dramatik, Raumschlachten, Grundlagen für viele spätere Folgen und den achten Kinofilm werden gelegt. Bei der Synchronisation ins Deutsche ist beim Titel ein - klassischer? - Fehler unterlaufen. "Zeitsprung mit Q" lautet er. Einen Zeitsprung sucht man jedoch in der ganzen Episode vergeblich. Wahrscheinlich hat man einfach - warum auch immer, jeder halbwegs gebildete Mensch sollte das meiner Meinung nach wissen - mit dem Begriff Lichtjahr eine Zeiteinheit gemeint. Es gibt ja den berühtem Witz, in dem eine Frau ihren Partner fragt: "Schatz, wie lange dauert ein Lichtjahr?" Dass ein Lichtjahr jedoch eine Entfernungseinheit (etwa neuneinhalb Billionen Kilometer) darstellt, war scheinbar niemandem bewusst. Ein ärgerlicher Schnitzer, der jedoch der Folge ansonsten nicht schadet.

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