26.06.2011

Frauen können auch Fußball spielen

Da hat sie also heute begonnen, die FIFA Frauen-Fußballweltmeisterschaft 2011 in Deutschland. Verglichen mit den Turnieren des anderen Geschlechts war das Medieninteresse ja recht gering. Aber das ist auch nicht verwunderlich, wird doch sonst über den Frauenfußball in Deutschland in den "großen" Medien kaum berichtet. In der Sportschau ist die Bundesliga ebenso außen vor wie meistens im ZDF-Sportstudio, um die beiden wichtigsten Sportsendungen im deutschen TV zu nennen. Das Faninteresse an der Bundesliga ist auch überschaubar, einige Male gab es Spiele mit 7.000 und mehr Zuschauern, der Schnitt liegt bei um die tausend. Was sicherlich auch daran liegt, dass das Leistungsgefälle in der Bundesliga sehr stark ist. Teams wie der 1. FFC Frankfurt, Turbine Potsdam und FCR Duisburg spielen quasi in einer eigenen Liga, der Rest tummelt sich im Mittelfeld und kämpft gegen den Abstieg.

Bis 1970 war der Frauenfußball in Deutschlan durch den DFB offiziell gar verboten. Dies ist glücklicherweise nicht mehr so, denn jeder soll den Sport betreiben, den er mag. Und die deutschen Fußball-Frauen sind ja äußerst erfolgreich. Seit dem ersten EM-Titel 1989 sammelt sie Titel am Fließband, ist aktuell Weltmeister und in den letzten zwanzig Jahren insgesamt deutlich erfolgreicher als die Herren-Nationalmannschaft. Da ist allerdings auch wieder der Faktor zu betrachten, der für die Bundesliga gilt: Es gibt ein großes Leistungsgefälle. Und Deutschland ist sicherlich mit die beste Mannschaft der Welt, zusammen mit Brasilien und wenigen anderen wirklichen Spitzenmannschaften. Dass die WM vor vier Jahre ohne Gegentor gewonnen wurde, spricht für die Leistung der deutschen Defensive, aber sicherlich auch für die (mangelnde) Qualität der Gegner.

Das Eröffnungsspiel der WM (das kurioserweise insgesamt das zweite Spiel war, am Nachmittag hatten bereits Nigeria und Frankreich gespielt) gegen Kanada hat das Team von Silvia Neid mit 2:1 gewonnen (Tore von Kerstin Garefrekes und Celia Okoyino da Mbabi, Gegentor durch Sinclair) und damit die Favoritenstellung bestätigt.
Die Kulisse war dem Ereignis angemessen, im Berliner Olympiastadion hatten sich mehr als 70.000 Menschen versammelt. Wie viele davon auf Anhieb (und ohne vorher diverse Sonderhefte zur WM studiert zu haben) mehr als drei oder vier Namen von deutschen Spielerinnen und vielleicht noch deren Vereine aufsagen könnten, ist fraglich. Allzu viele werden es nicht gewesen sein.

Der Frauenfußball in Deutschland steht sehr im Schatten des Männerfußballs. Sicherlich zurecht, denn der Männerfußball hat beispielsweise eine viel größere, gewachsene Tradition, die dem Pendant in der Frauendomäne leider fehlt.
Auch ist das Herrenspiel durch seine höhere Athletik, Dynamik und bessere Technik ansehnlicher (das gilt im übrigen für die meisten Mannschaftsballsportarten) und zieht das größere Zuschauerinteresse auf sich.

Aber wie schon oben bemerkt, sind auch die Medien mitschuld an dieser Situation. Wieso ist man nicht mutig und berichtet in der Sportschau auch mal über das Spiel der Woche aus der Frauenbundesliga? Die Medienlandschaft müsste mutiger sein und dem Frauenfußball auch seinen Platz zugestehen.

Derzeit ist das Medieninteresse größer denn je, aber immer noch recht schwach. Unglücklich finde ich dabei auch, dass an vielen Spieltagen der WM die Spiele ausschließlich nachmittags stattfinden und keines am Abend (wie auch heute). Dadurch werden viele Fernsehzuschauer, die lediglich abends nach der Arbeit vor der Flimmerkiste sitzen, kaum mit der WM konfrontiert und haben gar nicht die Möglichkeit, sich ein Spiel anzusehen. Ich hatte heute im Fernsehprogramm auch erst um zwanzig Uhr herum nach dem Spiel der deutschen Mannschaft gesucht - und wurde zunächst nicht fündig.

Man wird sehen, ob sich durch die WM im eigenen Land das Interesse der Zuschauer und Medien am Frauenfußball in Deutschland dauerhaft erhöhen wird oder nicht. Ich zweifele stark daran, dass sich viel verändern wird.

Zum Abschluss als Gedächtnisstütze die Namen der deutschen Spielerinnen, die heute eingesetzt wurden: Nadine Angerer - Linda Bresonik, Annike Krahn, Saskia Bartusiak,
Babett Peter - Kim Kulig, Simone Laudehr - Kerstin Garefrekes, Celia Okoyino da Mbabi, Melanie Behringer - Birgit Prinz. Einwechslungen: Alexandra Popp, Inka Grings,
Fatmire Bajramaj.

Mädels, holt euch den Pokal!

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