08.08.2011

[Selbst geschrieben] Epsilon XI - Teil 1

Die Raumstation Epsilon XI drehte sich langsam um ihre eigene Achse. Sie war zylindrischer Form und ihre Oberfläche war gespickt mit Sensoren, Antennen und Teleskopen. Epsilon XI befand sich am Rande der Melare-Ausdehnung, an der Grenze des bekannten Weltraumes.

Seit dreizehn Jahren schon überwachte sie hier den sie umgebenden Weltraum, spähte hinaus ins All und zeichnete alle ungewöhnlichen Phänomene auf. Viel passierte nicht und so hatten die beiden Männer, welche die Station bemannten, mit der Beobachtung nicht viel zu tun und konnten sich ihren Freizeitaktivitäten und den ihnen von der zuständigen Wissenschaftsbehörde des Sektors, einer Einrichtung auf dem zwei Lichtjahre entfernten Planeten Souren IV, widmen.

Die Besatzung wechselte alle sechs Monate. Das war das Intervall, welches das medizinische Oberkommando für Einsätze in Tiefenraumspähstationen festgelegt hatte. Früher waren die Männer und Frauen auf derartigen Stationen bis zu zwei Jahren im Einsatz gewesen, mit insgesamt zwei Wochen Urlaub auf einem eigens dazu entsandten und mit Freizeiteinrichtungen ausgestatteten Raumkreuzer.
Aber man war von dieser Praxis abgekommen, da überdurchschnittlich viele Personen, die derart lange mit begrenztem Platz und noch begrenzterer Gesellschaft auskommen mussten, später psychologische Probleme bekamen und oftmals aus dem Dienst der Raumflotte ausscheiden mussten.

Ein Umstand, der sich nicht geändert hatte, war, dass ein Großteil der Besatzungen von Stationen wie Epsilon XI aus Männern und Frauen bestand, die sich disziplinarische Fehltritte geleistet hatten. Für einige Verstöße wurde von Strafarresten oder Entlassungen abgesehen. Stattdessen wurden diese Personen - der Kreis zog sich durch alle Dienstgradgruppen, vom einfachen Techniker bis zum Kreuzerkommandanten, auch wenn die niederen Dienstgrade überwogen - strafweise auf Stationen wie Epsilon XI eingesetzt. Nach dem Aufenthalt auf den Stationen in der Einsamkeit traten zwar regelmäßig einige der Betroffenen aus der Raumflotte aus, doch der überwiegende Teil kehrte später auf seine vorherigen Posten zurück.

Den anderen Teil der Besatzungen stellten zum einen ehemalige Kadetten der Sternenakademie, die für den Dienst auf Raumschiffen oder größeren Stationen vorerst nicht infrage kamen, weil beispielsweise ihre Abschlußnoten zwar noch gerade ausreichend waren, sie aber für höhere Aufgaben nicht ausreichten. Zum anderen gab es immer wieder Personen - Mitglieder der Raumflotte oder zivile Wissenschaftler oder Schriftsteller - die sich für einen Einsatz auf den Tiefenspähstationen freiwillig meldeten. Teils wollten sie ungestört vom hektischen Treiben auf einem Planeten oder einer Sternenbasis forschen oder schreiben, andere fühlten sich einfach nicht wohl in der großen, gemischtrassigen Gesellschaft der Allianz und wollten dieser zumindest eine zeitlang entkommen.

Zur letzten Gruppe gehörte Torus Kyei, der sich zum Zeitpunkt, an dem diese Geschichte beginnt, bereits seit zwei Monaten auf Epsilon XI befand. Er war ein mathematisches Genie und hatte außerdem telepathische Fähigkeiten. Die Kombination aus beidem machte es ihm jedoch schwer, in der Gesellschaft zu vieler Menschen zu leben. Vielen Leuten in seiner Umgebung machte seine Angewohnheit, alle Sachverhalte, oft ungefragt, mathematisch präzise zu erklären, große Probleme. Und Torus machte der Umstand Probleme, dass alle unausgesprochenen Antipathien gegenüber dieser Angelegenheit durch seine telepatischen Fähigkeiten ständig auf ihn einströmten. In der Einöde des Weltraums mit wenig Gesellschaft und ohne regelmäßigen interstellaren Verkehr - abgesehen von automatischen Versorgungsfrachtern und manchmal den Sensorbereich streifenden Patrouillenschiffen - konnte er sich ganz seinen mathematischen Probleme und Fragestellungen widmen und brauchte keine Angst haben, jemandem damit auf die Nerven zu gehen.

Niemanden, mit Ausnahme von Lieutenant Commander Marcy Kruger, der zweiten Person an Bord von Epsilon IX. Durch ihren militärischen Rang war sie nach dem Protokoll der befehlshabende Offizier, dem auch eine Zivilperson an Bord der Station in Fragen der Sicherheit und Aufgabenerfüllung zum Gehorsam verpflichtet war.

Wenn sich jemand Krugers Lebenslauf und Personalakte anschaute, musste er sich unweigerlich fragen, wie es dazu kommen konnte, dass sie strafweise nach Epsilon IX versetzt worden war. Sie hatte bis dato eine Bilderbuchkarriere bei der Raumflotte hingelegt. Die Akademie schloß sie mit Auszeichnung als Viertbeste ihres Jahrgangs ab (die ersten Drei waren Chironen gewesen, Angehörige einer überdurchschnittlich intelligenten und besonders in der Navigation und Ingenieurskunst talentierten Spezies). Danach hatte sie mehrere Jahre auf Raumschiffen und -basen gedient und bereits erste Kommandoerfahrung auf kleineren Patrouillenschiffen sammeln können. Alles sah danach aus, als sollte sie die Fußstapfen ihres Vaters ausfüllen, welcher der jüngste Kommandant in der über zweihunderjährigen Geschichte der irdischen Raumfahrt gewesen war. Doch ein Tag in der jüngeren Vergangenheit sollte dem einen Riegel vorschieben. Der Tag, an dem Marcy Kruger eine wichtige Entscheidung treffen musste...

1 Kommentar:

  1. gefällt mir schon mal soweit^^ vllt. ein bisschen weniger nebensätze einbauen (käme der lesegeschwindigkeit zugute.. ;)), aber ansonsten schon gut.. man will wissen wie es weitergeht^^

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